Die große Goldrute ist ein ziemliches Luder: Sie wuchert sich schnell durch den Garten, aufgrund ihres großen Kopfs hängt sie gerne vornüber – speziell bei oder nach Regen! – und insgesamt hält sie keine Ordnung. Wie das ganze bei mir aussieht, könnt ihr hier sehen:
Allerdings hat sie einen erheblichen Vorteil: Sie ist ein unfassbarer Insektenmagnet! Hier findet sich alles: Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und Wespen, aber auch ganz normale Fliegen, alle sitzen sie einträchtig zusammen auf den großen gelben Blumendolden. Interessantes Detail: Die Insekten verbringen sehr viel Zeit am gleichen Sitzplatz, selbst die sonst stets emsigen Bienen und Wildhummeln. Dazu eine kurze Galerie:
In der Land- und Gartenwirtschaft sieht man immer wieder Testfelder: Streifen, auf die verschiedene Pflanzen, zum Beispiel Getreide, gesät werden, um anhand der Ergebnisse die Eignung dieser verschiedenen Sorten für bestimmte Böden oder Klimazonen herauszufinden. Ähnlich bin ich auch vorgegangen:
Abstemmen der Soden, Befüllen mit Anzuchterde, Säen der zu beprobenden Samen
Erste Erfolge: Der Klee „läuft auf“ (Fachsprache für „geht an“)
Da ich das gewöhnliche Gras zunehmend durch andere Gräser ersetzen möchte, muss ich natürlich herausfinden, was sich dafür am besten eignet. Daher habe ich gleich vier (kleine) Probeflächen angelegt und darin Weißklee, Rotklee, Edelwicke und Buchweizen gesät. Hier nun das Ergebnis:
Der Buchweizen wächst zwar am höchsten, dafür sind nur sehr wenige Pflanzen angegangen. Da er zudem nur einjährig ist, war er disqualifiziert.
Die Wicke hingegen ist sehr gut angegangen und – wie der Buchweizen auch – eine hervorragende Bienenweide, ist jedoch ebenfalls nur einjährig.
Der Rotklee hat sich ebenfalls gut geschlagen: Dichter Wuchs, schnelle Blüte und die Verbesserung des Bodens stehen auf seiner Habenseite.
Am dichtesten steht der Weißklee, der auch die beste Frosthärte besitzt und zudem relativ trittfest ist. Ihn und den Rotklee werde ich jetzt im Rahmen weiterer Versuche ausweiten, um den doch eher geschundenen Rasen ein wenig zu pflegen – Kleesorten sind Stickstoffsammler und somit Gründünger.
Einen positiven Effekt konnte ich durch den hohen Wuchs des Klees und der Wiese bereits verzeichnen: Es haben sich einige Frösche und Kröten von klein bis überraschend groß in meiner Wiese versteckt! Wie für Insekten auch, sind kurzgeschorene Wiesen sehr gefährlich für Frösche, da es dort keinerlei (Sicht-)Schutz gibt. Im dichten Klee hingegen (und bei der aktuell doch sehr nassen Witterung) fühlen sie sich pudelwohl und die größte Gefahr stellt der Gartenbesitzer mit seinem Gewicht dar… 🙂
Heute hast du wieder deine Wiese gemäht, aber dabei eine Wiese gar nicht gemäht, die andere nur teilweise. Warum machst du das? War dein Mäher kaputt oder bist du etwa faul?
Hier wurde nicht alles gemäht…
…hier auch nicht…
…hier wiederum ist alles weg.
Auf dieser Wiese steht aber noch alles!
Wer jemals in den wärmeren Monaten über eine naturbelassene Wiese schritt, wird eines sofort bemerken: Insekten. Insekten in Hülle und Fülle. Man hört sie, man sieht sie, sie umschwirren einen oder (aktuell gut zu sehen) „stehen“ in Schwärmen über dem Kopf. Wer hingegen über eine stets kurz gestutzte Wiese läuft, sieht: nichts.
Regelmäßig kurzgeschnittener Rasen ist biologisch tot.
Aus diesem Grund hat sich mehr und mehr die Erkenntnis durchgesetzt, dass man Rasen spät mäht, abwechselnd mäht, in Etappen mäht. Insekten finden in hohem Gras alles was sie brauchen: Schutz, Wärme, Nahrung.
Wenn ich also alle Wiesen gleichzeitig mähe, werden die Insekten komplett vertrieben. Durch das etappenweise Mähen finden die Insekten hingegen immer wieder eine Nische, in der sie sich niederlassen können – die ungemähten Flecken nebenan.
Einen weiteren Grund hatte ich bereits an anderer Stelle beschrieben: Klee.
Der letzte, eher praktische Grund: Mähe ich alles gleichzeitig, müssen meine Komposthaufen große Mengen an Gras verdauen, welches dann je nach Wetterlage schnell schimmelt oder fault. Auch hier gilt: Besser nach und nach.
Wenn im Herbst die Sonnenblumen verblüht sind, werden sie oft aus den Gärten entfernt. Da sie oft sehr hoch werden, steigt die Gefahr des Umknickens; auch sind sie – grau und verharmt, mit hängenden Köpfen – wahrlich keine Zierde. Ich mache es bekannterweise anders und lasse sie (wie auch die Königskerze und andere samentragende Blumen) stehen, um den Vögeln in Schnee und Kälte Futterplätze zu bieten.
Inzwischen jedoch – heute war es fast 20 Grad warm – sind die Kraniche zurück und die Sonnenblumen leergefuttert, trotzdem sind sie weiter nützlich: Als Nisthilfe für Wildbienen! Sonnenblumen sind dafür sogar vorzüglich geeignet, da ihre Stängel (Stengel) markgefüllt sind, was für die wilden Bienen von großem Vorteil ist. Aus diesem Grund habe ich heute die dickeren Sonnenblumen gefällt (tatsächlich mit einer Säge) und senkrecht sowie einzeln – das ist beides wichtig! – an einen Zaun geknotet. Dort bleiben sie nun mindestens ein Jahr stehen, und dienen hoffentlich dem einen oder anderen Getier als Nistplatz. Wer sich näher damit befassen möchte: Dr. Westrich hilft weiter!
Kleine Schar festgeknoteter Sonnenblumen-Stengel aus dem letzten JahrWichtig: Sie sollten markgefüllt seinVermutlich verrottet das garn ähnlich schnell wie die Stengel…Holunder geht übrigens auch!
wie man (nicht nur) an meiner nachlassenden Beitragsfrequenz erkennen kann, wird es langsam Herbst: früher dunkel, mehr Regen, abgeerntete Felder. Dementsprechend gibt es auch weniger zu berichten. Allerdings sind die Insekten immer noch aktiv, dazu ein kleiner Fotobericht:
Die Sonnenblumen sind zur Zeit das bevorzugte Ziel von Hummeln
Der Borretsch – er säht sich immer wieder selber aus und verausgabt sich schier beim Blühen – ist auch im Oktober noch eine ganz hervorragende Bienenweide!
Zudem hat sich der griechische Flaschenkürbis in Zusammenarbeit mit den Sonnenblumen nun völlig meines Gewächshauses bemächtigt:
Völlig zugewuchert, fast schon verwunschen!
Einziges Problem: Die Kürbisse bringen gut 6 kg auf die Waage – regelmäßiges Kontrollieren und Ernten schützt vor Glasbruch.
Wenn Pflanzen verblühen, bilden sich danach üblicherweise die Samen. Viele dieser „Samen“ kann man essen, z.B. Äpfel, Himbeeren oder Erdbeeren. Bei Blumen sieht man diese Samen oft nicht, da sie sehr klein sind. Trotzdem stellen sie wertvolles Futter für Vögel dar, vor allem im Winter. Lasse ich die Samenstände stehen, tue ich also etwas gutes für unsere gefiederten Freunde. Zudem fallen die meisten auf den Boden, keimen und dadurch erhalte ich in der Umgebung im folgenden Jahr wieder schöne Blumen. Meine Nachtkerzen sind übrigens alle so entstanden.
Verblühter Fingerhut: Samen für Vögel und schöne Blumen im kommenden Jahr
Und so sieht es dann aus, wenn ein gefiederter Freund das kostenlose Büffet besucht, vermutlich eine Blaumeise:
„75% der Nahrungspflanzen, welche die von uns konsumierten Samen und Früchte produzieren, werden zumindest teilweise durch Bestäubung beeinflusst. 87 der weltweit wichtigsten Nahrungspflanzen werden ganz oder teilweise durch Bestäubung befruchtet.“
…daher sehen wir uns das mal genauer an. Heute sprechen wir über diesen Bericht! Darin geht es um Forschungen in der Schweiz, inwiefern sich das Mähen der Wiesen auf die Artenvielfalt auswirkt. Oder auf gut Deutsch: Hilft es der Umwelt, wenn ich weniger oder später mähe? So gingen die Forscher vor:
Die Wiese wird nicht Mitte Juni, sondern einen Monat später gemäht
Es wird ein Streifen stehen gelassen, d.h. dort wird gar nicht gemäht
–> dann wurden Insekten gezählt!
Was kam dabei raus?
Die Spinnen haben sich verdoppelt
Schmetterlinge waren häufiger und auch seltene Arten waren öfter vorhanden
Schlupfwespen (wichtige Nützlinge!) waren sehr viel häufiger zu finden
Heuschrecken und Schlupfwespen gab es 5 mal mehr
Daraus folgt für uns Hobbygärtner:
Möglichst spät zum ersten Mal mähen!
Eher wenig mähen – wir sehen ja auch beim Mähen die aufsteigenden Insekten, die wir aufschrecken.
Sprich: Wir müssen keinen Wimbledon-Rasen haben. Es reicht, wenn wir einen haben, der den Insekten als unterem Teil der Nahrungskette Schutz und Nahrung gibt und mit dem wir uns wohlfühlen. Ist doch gar nicht so schwierig, oder?
Aktuell wachsen in einer kleinen, aber feinen Ecke meines Gartens Blumen mit kleinen, feinen Blüten. Dabei handelt es sich um Echten Buchweizen als Teil einer Zwischenfruchtsaat, der jedoch kein Getreide, sondern ein sogenanntes Knöterich-Gewächs ist. Im Garten erfüllt er gleich mehrere nützliche Funktionen: Er ist Bodendecker, verhindert also den Abtrag von Boden durch Wind und Wasser; er unterdrückt andere Pflanzen (Unkräuter); vor allem aber ist er eine ganze hervorragende Bienenweide, deren Ertrag dem von Raps und Phacelia in nichts nachsteht. Da er jedoch auch sehr spät im Sommer noch stark blüht, ist er zu dieser Jahreszeit die Pflanze der Wahl.
Eine kleine Zwischenfrucht- oder auch Bienenweide
Detail der kleinen weißen Blüten. Jede kann am Tag 0,1 mg Zucker produzieren – das ist enorm!